Donnerstag, 27. Februar 2014

Der erste Schritt ist getan!

Hey, alle zusammen,

soll ich euch was sagen?
Ich schau scheiße aus...
durft ich mir heute von meiner geliebten Englisch und Französischlehrerin anhören...
aber die habt ihr ja mittlerweile zur genüge kennengelernt.
Sie hat trotzdem recht: mir gehts auch scheiße, kann man leider nicht anders sagen.
Ich bin so dermaßen down, ich glaub so weit unten war ich noch nie.

Jedenfalls hat mich meine Lehrerin nach Englisch angesprochen, was mit mir los ist, ich hätte schon vor den Exams so fertig ausgesehen und jetzt immernoch (trotz Ferien).
Normalerweise sage ich ja immer, ja alles gut, alles passt, danke, aber ich bin zur Zeit wirklich so am Ende, es ist richtig aus mir rausgeplatzt. Irgendwie fällt es mir bei Erwachsenen immer leichter, ehrlich zu sein, wenn ich sie nicht mag und nichts so gut kenne, als wenn ich sie mag und kenne.
Ich habe ihr dann gesagt, dass ich es in meiner Gastfamilie einfach nicht aushalte, dass mein Gastvater fast nie daheim ist und meine Gastmutter immer eingesperrt in ihrem Zimmer ist. Ich fühle mich absolut nicht wohl, wenn ich irgendwie gestresst bin oder allg nicht so gut drauf bin, lausche ich und spähe nach unten ob das Auto meiner Gastmutter da ist, wenn sie da sind, esse und trinke ich lieber nichts als dass ich riskiere, dass ich sie treffe.
Um im voraus zu vermeiden, dass mir unterstellt wird, dass ich mich nicht bemühe, dass ich mit meiner Gastfamilie was unternehme/ mit ihr klar komme: Nein, so ist es definitiv nicht. Ich habe mich bemüht, wenn ich genug "Kraft" habe, versuche ich es auch immer noch, aber es ist einfach verdammt anstrengend seiner Gastmutter immer um Liebe bettelnd hinterherzulaufen! Wenn ich heimkomme kriege ich mein Essen, wenn ich dann zum Reden anfange haut meine Gastmutter wieder ab (während ich rede!) und geht zurück ins Wohnzimmer um mit den Mädchen Hausaufgaben zu machen. Es müsste doch mal Zeit für ein 5 minütiges Gespräch sein? Und nein, wenn die Mädchen mit ihren Hausaufgaben fertig sind, hat meine Gastmutter keine Zeit, die geht dann in ihr Zimmer und will absolut nicht gestört werden. Und bereits bei meiner Ankunft wurde mir gesagt, dass ich nach 9 Uhr nichts mehr im Wohnzimmer zu suchen habe... Danke! Ich würde gerne runtergehen, wenn ich mit meinen Hausaufgaben fertig bin, aber da habe ich ja offensichtlich nach 9 nichts mehr zu suchen. Und was soll ich sonst machen? Wenn ich nach den Hausaufgaben absolut nichts zu tun habe, habe ich auch keinen Ansporn mit den Hausaufgaben anzufangen, kann ich ja später noch machen. Und später surfe ich dann immer noch im Internet, irgendwann merke ich dann dass ich furchtbar müde bin und schon wieder habe ich einen Tag nichts getan.
Auch Freunde finden ist unter diesen Umständen echt schwierig.
Unter der Woche machen ja die 5th und 6th years gar nichts, am Wochenende gehen sie manchmal spontan in die Gym (Fitnessstudio), aber da ist der Mitgliedsbeitrag auch verdammt hoch (130€ für 3 Monate) und wenn dann die Chance, dass man jemanden trifft auch noch sehr gering ist, überlegt man es sich 5x. Das hauptsächliche "Socialising" der Iren ist am Samstag Abend in der Disko und nachdem wir ATS da nicht hindürfen wird es uns auch nicht unbedingt leichter gemacht.
Und jetzt endlich der Punkt, was meine Gastfamilie mit Freunde finden zu tun hat: Ich würde eigentlich gerne zu ner Jazz Tanz Gruppe gehen, das ist einmal pro Woche, allerdings abends und dadurch müssten mich meine Gasteltern eventuell hinbringen und definitiv abholen, um 10 Uhr kann ich definitiv nicht alleine heimgehen.
Aber: An meinem Ersten Tag wurde mir von meiner Gastmutter gesagt, dass sie mich definitiv nicht rumkutschieren kann, sie hat mit ihren Töchtern genug zu tun. Danke!

Ich fühle mich von meinen Gasteltern einfach nicht "geliebt", nicht mal gemocht.
Oder wie würdet ihr es auffassen, wenn sich eure Gastmutter grundsätzlich, vor euch verkriecht und von anfang sagt, dass sie keine Zeit hat euch zu fahren und dass ihr abends nach 9 im Wohnzimmer nichts zu suchen habt?

Ich vermisse es einfach, dass ich mal vernünftig gedrückt werde, die einzige Umarmung meiner Gastmutter habe ich bekommen, als ich angekommen bin!
Seit ich in Irland bin habe ich eine weitere Umarmung bekommen, von der dt. 6th yr ATS beim Abschied, die konnte ich dann auch nicht so richtig genießen...
Ist es so schwer zu verstehen, dass ich wenn schon keine Liebe, dann wenigstens Akzeptanz brauche? 1/2 Jahr ohne das alles geht schon, aber dann wird es echt schwierig.
Klar sind meine Gastschwestern und mein Gastvater spitze, aber mit Grundschulkindern spielen, kann keine vernünftigen Gespräche ersetzen und mein Gastvater ist nun mal so gut wie nie daheim.
Dass das Essen oft genug nicht mehr so direkt frisch ist und der Küchenboden mit ganz viel Glück einmal pro Monat gewischt wird, finde ich inzwischen gar nicht mehr so schlimm, es nervt, aber man gewöhnt sich dran.
Dass ich einfach so fertig bin und aus Frust immer zu viel esse und immer fetter werde (nein, anders kann mans nicht ausdrücken!) ist natürlich auch ein Punkt, der wahrscheinlich wesentlich besser wäre, wenn ich keine Probleme mit meiner Gastfamilie hätte.
Ich finde es auch echt bedenklich, dass es meiner Englischlehrerin früher auffällt, dass es mir nicht gut geht als meiner Gastmutter. Sollte die nicht eigentlich für mich Sorgen?
Bitte versteht mich nicht falsch: ich schiebe nicht die ganze Schuld meiner Gastfamilie (Gastmutter) zu, aber ich denke, dass sie zu allem schlechten das negative I-Tüpfelchen oben drauf setzt.

Das wars jetzt was mich aufregt/fertig macht und jetzt zurück zu dem was passiert ist:
Meine Englischlehrerin hat mir dann zugehört und hat mich dann (verheult) in den nächsten Unterricht geschickt, ich wusste dann nicht was die jetzt machen will aber bin gegangen und heute hat mich vor neun Uhr also vor Unterrichtsbeginn unsere Guidance Counseller(in) angesprochen (Oberstufenbetreuerin), dass sie mir für die erste Stunde eine Unterrichtsbefreiung besorgt hätte und ich doch bitte um 9 Uhr zu ihrem Büro kommen soll. Fand ich erst mal nichts besonderes, da sie immer wieder mit allen Schülern Termine hat und ich hatte bisher nur einen Termin, aber als ich dann in ihr Büro gekommen bin, hat sie mich direkt darauf angesprochen, dass sich meine Französischlehrerin Sorgen macht, weil ich ihr so kaputt/ traurig vorkomme. Also habe ich vor ihr nochmal genau das gleiche wiederholt, was ich auch schon meiner Fr-Lehrerin gesagt habe, nur etwas ausführlicher und so haben wir die ganze Stunde verquatscht ;)
Auch sie ist wieder mal zu keinem Ergebnis gekommen, aber nun ja.

Heute Abend bin ich dann zu meiner Coordinatorin um wegen morgen zu reden (morgen ist der HPAT (Medizinertest) in Cork und da meine Coord auch nach Cork muss, fahren wir gemeinsam mit dem Bus) und da hat sie mich dann auch angesprochen, dass sie gehört habe, dass sich eine Lehrerin um mich sorge. Ich habe erst gesagt, nö, passt alles (hab ja schon mal über meine Coord berichtet, dachte das bringt eh nix, außerdem entspricht das wieder meiner Theorie => wenn ich jemanden besser kenne, tu ich mich schwerer, mit der Sprache raus zu rücken), aber dann konnt ich mich doch nicht mehr zurückhalten und so habe ich ihr was vorgeheult über meine Gastfamilie.

Also ist jetzt mal der erste Schritt getan, meine Coord weiß Bescheid und sie schien auch gar nicht sooo abgeneigt sein, mir zu helfen, gar nicht so, wie mir berichtet wurde.
Jetzt habe ich auf jeden Fall das große Problem wegen einem Gespräch mit meiner Gastfamilie (des bringt sowieso nichts, meine Gastmutter wird jetzt kaum wegen mir das wöchentliche putzen anfangen oder plötzlich zur liebenden Gastmutter mutieren) und die echt schwere Entscheidung wegen Gastfamilienwechsel. Einerseits sind es nur noch 3 Monate, die werde ich jetzt auch noch überstehen, könnte man sagen, außerdem ist es blöd wenn man seiner Gastfamilie nach dem Wechsel auf der Straße begegnet und es ist so gut wie sicher, dass man nachdem man sich für einen Wechsel entschieden hat noch mindestens eine Woche bei der Gastfamilie leben muss, die dann weiß, dass man sie "nicht mag".
Andererseits soll ich die Zeit ja genießen und nicht nur überleben und ich merke einfach, dass ich an einer Grenze angelangt bin, es geht nicht mehr, ich halte es nicht mehr aus, momentan bin ich so nah am Wasser gebaut (OK, bin ich immer), aber zur Zeit braucht man bloß hallo sagen und mir steht das Wasser in den Augen und spätestens bei einem "How are you" fließen die Tränen. Das ist doch nicht mehr normal!

Ich freu mich jetzt erstmal auf Cork, morgen fahre ich ja mit dem Bus nach Cork, dabei kann ich hoffentlich mit meiner Coord ausdiskutieren, was unternommen werden soll und dann genieße ich Cork! Ich gehe shoppen, hoffentlich zum Friseur (jaja, altes Klischee, ich weiß, wenn Frauen mit jemandem Schluss machen oder irgendwas anderes ändern wollen gehen sie zum Friseur, hab ich aber schon länger geplant und in ner größeren Stadt gibt es mehr Konkurrenz und dadurch ist es billiger) und mach mir was leckeres zum Essen, dann gehts mir hoffentlich wieder viel besser :D

Nein, es ist nicht alles Scheiße, ich freu mich wirklich auf Cork und allgemein sind die Wochenenden echt toll, aber das mit meiner Gastfamilie macht mich zur Zeit voll fertig und das muss auch mal raus.

Bis bald,

LG Coco

4 Kommentare:

Conny hat gesagt…

Liebe Coco,

Gott sei Dank ist der erste Schritt getan.
Ich finde es toll, dass es noch Lehrer gibt, die so etwas merken und dann reagieren.

Wir wussten ja, dass deine Gastfamilie nicht der "Brüller" ist. Dass es so schlimm ist, hast du uns leider auch verschwiegen. Du musst nicht immer "heile Welt" vorspielen. Hör auf dein Bauchgefühl und sag was.

Wir wollen, dass du eine super schöne Zeit in Irland verbringst. Das soll eine Zeit sein, an die du immer gerne zurückdenkst.

Sollte sich deine Coordinatorin nicht darum kümmern, dass du eine neue Gastfamilie bekommst, reden wir mit deiner Orga.
Wir helfen dir, verlass dich drauf.

LG Mama

Chiara hat gesagt…

Hey Coco,

ich finde es wirklich gut, dass du dich nicht verstellst und zugibst, dass es dir nicht so gut geht. Viele ATS lügen da ja oft..
Man hat sich das ASJ vllt anders vorgestellt, aber bald geht es auch wieder nach Hause und da sind wieder die Menschen, die dich lieben und sich um dich kümmern :)
So mache ich mir jedenfalls Mut..

Lass dir bloß von keinem einreden, dass es deine Schuld ist, dass es nicht so läuft wie du es dir vorgestellt hast. Und denk dran: Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch!

Ich hoffe du verbringst noch eine tolle Zeit in Irland. Lass den Kopf nicht hängen!:)

LG Chiara

Coco hat gesagt…

Hey,

1) Mama:
Ich habe es euch nicht verschwiegen! Ich habe euch gesagt dass meine Gastfamilie sch***e ist, aber dass das schon geht, aber iwann gehts halt nicht mehr. Leider bleibts jetzt ja wohl bei dem "1. Schritt", danke liebe Coord!
Und danke Mama, Hilfe kann ich eventuell echt brauchen, aber wenn, dann meld ich mich!

2) Chiara:
Danke fürs kommentiern!
Ich seh ehrlich gesagt keinen Grund zum Lügen,
dann belüge ich mich ja selbst und alle anderen auch! Ich schreibe den Blog ja um später nachvollziehen zu können, wie es mir gegangen ist und um andere auf dem Laufenden zu halten, wenn ich immer nur "ALLES PERFEKT" schreibe, brauche ich gleich nicht zu bloggen... und darüber zu schreiben hilft ja auch Stress zu verarbeiten.
Danke für deine Wünsche! Ich wünsch dir auch noch ganz viel Spaß!

LG Coco

Blume hat gesagt…

Hey,
Das hört sich wirklich nicht schön an... und dabei ist der Sinn eines solchen Austauschjahres ja, dass es schön wird und man sich gerne an die Zeit zurückerinnert...
Ich finde auch, dass du (auch wenn du meinst es seien "nur" noch ein paar Monate) etwas tun solltest...
An der Stelle fühl dich erst mal ganz doll gedrückt von mir ;) auch wenns ein virtueller Knuddler ist. Du fehlst hier echt:)
glg
Gözde